
Hericium erinaceus
Der Pilz, der das Gehirn unterstützt
Hericium erinaceus, auch bekannt als Löwenmähne oder Affenkopfpilz, ist ein bemerkenswerter Pilz mit vielversprechenden Eigenschaften für die Gehirngesundheit. Seine potenziellen Fähigkeiten reichen von der Förderung der Nervenzellregeneration bis zur Verbesserung kognitiver Funktionen.
Ursprung und Verbreitung
Hericium erinaceus ist in den gemäßigten Wäldern Nordamerikas, Europas und Asiens beheimatet. In der Natur wächst er als Saprophyt auf abgestorbenen oder alternden Laubbäumen, insbesondere auf Eichen und Buchen. In Ostasien, vor allem in China und Japan, wird der Pilz seit Jahrhunderten sowohl als Nahrungsmittel als auch in der traditionellen Medizin geschätzt.
In den letzten Jahrzehnten hat das wachsende Interesse an seinen gesundheitlichen Vorteilen zur Entwicklung von Kultivierungsmethoden geführt. Heute wird Hericium erinaceus sowohl wild gesammelt als auch kommerziell angebaut. Die Kultivierung erfolgt oft auf Holzstämmen oder in kontrollierten Innenräumen auf sterilisierten Substratblöcken, was eine ganzjährige Produktion und standardisierte Qualität ermöglicht.

Biologische Merkmale
Hericium erinaceus zeichnet sich durch sein einzigartiges Erscheinungsbild aus. Seine Fruchtkörper bestehen aus langen, herabhängenden, weißen bis cremefarbenen Stacheln, die ihm ein charakteristisches "zottiges" oder "mähnenartiges" Aussehen verleihen. Diese Struktur ist nicht nur visuell beeindruckend, sondern auch funktional, da sie die Oberfläche für die Sporenproduktion vergrößert.
Inhaltsstoffe und bioaktive Verbindungen
Die therapeutische Wirkung von Hericium erinaceus wird seinen bioaktiven Verbindungen zugeschrieben. Die wichtigsten sind:
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Erinacine: Diese Diterpenoide sind bekannt für ihre Fähigkeit, die Produktion des Nervenwachstumsfaktors (NGF) zu stimulieren. Sie wurden bisher hauptsächlich im Myzel des Pilzes gefunden[1].
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Hericenone: Diese Verbindungen, die vorwiegend in den Fruchtkörpern vorkommen, können ebenfalls die NGF-Synthese fördern und haben zusätzlich neuroprotektive Eigenschaften[1].
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Beta-Glucane: Diese komplexen Polysaccharide sind bekannt für ihre immunmodulierende Wirkung.
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Polypeptide: Einige spezifische Polypeptide in Hericium erinaceus haben antioxidative Eigenschaften.
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Sterole: Diese Verbindungen tragen zur entzündungshemmenden Wirkung des Pilzes bei.
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Lectine: Proteine, die möglicherweise antitumorale Eigenschaften besitzen.
Die Zusammensetzung und Konzentration dieser Verbindungen können je nach Wachstumsbedingungen, Erntezeitpunkt und verwendetem Pilzteil (Fruchtkörper oder Myzel) variieren.

Gesundheitliche Wirkungen
Hericium erinaceus zeigt ein breites Spektrum potenzieller gesundheitlicher Vorteile:
1. Neurotrophe Wirkung und Unterstützung der kognitiven Funktion:
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Förderung des Nervenzellwachstums und der Neuroplastizität
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Verbesserung der kognitiven Funktion, insbesondere Gedächtnis und Konzentration
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Mögliche neuroprotektive Wirkung bei Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson[2]
2. Unterstützung der psychischen Gesundheit:
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Mögliche antidepressive und angstlösende Wirkungen
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Hinweise auf eine Verbesserung der Schlafqualität
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Potenzielle Stressreduktion[3]
3. Unterstützung der Verdauungsgesundheit:
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Potenzielle Unterstützung bei der Behandlung von Magen-Darm-Geschwüren
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Mögliche entzündungshemmende Wirkungen im Verdauungstrakt
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Unterstützung der Darmflora und damit indirekt auch der Darm-Hirn-Achse[4]
Anwendung und Dosierung
Hericium erinaceus ist in verschiedenen Formen erhältlich, darunter Pulver, Kapseln und Extrakte. Die optimale Dosierung kann je nach individueller Situation und Anwendungsgebiet variieren. In klinischen Studien wurden häufig Dosen zwischen 250 mg und 3 g des getrockneten Pilzes oder entsprechende Mengen standardisierter Extrakte pro Tag verwendet[5].
Vorsichtsmaßnahmen und mögliche Nebenwirkungen
Obwohl Hericium erinaceus im Allgemeinen als sicher gilt, sollten einige Punkte beachtet werden:
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Personen mit Pilzallergien sollten vorsichtig sein und vor der Einnahme einen Arzt konsultieren.
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In seltenen Fällen wurden milde Nebenwirkungen wie leichte Verdauungsbeschwerden berichtet.
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Wechselwirkungen mit Medikamenten sind bisher nicht bekannt, aber bei bestehenden Erkrankungen sollte vor der Einnahme Rücksprache mit einem Arzt gehalten werden[6].
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Fazit
Hericium erinaceus erweist sich als faszinierender Vertreter der medizinischen Pilze mit einem besonderen Schwerpunkt auf der Unterstützung der Gehirngesundheit. Von der Förderung der Nervenzellregeneration über die Verbesserung der kognitiven Funktion bis hin zur Unterstützung der psychischen Gesundheit zeigt dieser Pilz ein beeindruckendes Potenzial. Weitere klinische Studien sind notwendig, um das volle therapeutische Potenzial von Hericium erinaceus zu erschließen und mögliche Risiken umfassend zu bewerten.
Wissenschaftliche Studien / Quellen:
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Li, I. C., et al. (2018). Neurohealth Properties of Hericium erinaceus Mycelia Enriched with Erinacines. Behavioural Neurology, 2018, 5802634.
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Mori, K., et al. (2009). Improving effects of the mushroom Yamabushitake (Hericium erinaceus) on mild cognitive impairment: a double-blind placebo-controlled clinical trial. Phytotherapy Research, 23(3), 367-372.
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Nagano, M., et al. (2010). Reduction of depression and anxiety by 4 weeks Hericium erinaceus intake. Biomedical Research, 31(4), 231-237.
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Wang, M., et al. (2019). A polysaccharide from cultured mycelium of Hericium erinaceus relieves ulcerative colitis by counteracting oxidative stress and improving mitochondrial function. International Journal of Biological Macromolecules, 125, 572-579.
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Friedman, M. (2015). Chemistry, Nutrition, and Health-Promoting Properties of Hericium erinaceus (Lion's Mane) Mushroom Fruiting Bodies and Mycelia and Their Bioactive Compounds. Journal of Agricultural and Food Chemistry, 63(32), 7108-7123.
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Thongbai, B., et al. (2015). Hericium erinaceus, an amazing medicinal mushroom. Mycological Progress, 14(10), 91.
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